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Wer suggeriert wem was? Suggestionen in Hypnotherapie und Glaubhaftigkeitsbegutachtung

22. November 2021 - 23. November 2021

Anwendungsseminare

Ziel der Veranstaltung:

Die Aussagepsychologie ist eine Teildisziplin der Forensischen Psychologie und findet im Rahmen der Glaubhaftigkeitsbegutachtung Anwendung, um Annahmen über den Realitätsbezug von Aussagen über fragliche Erlebnisse zu prüfen. In der Aussagepsychologie spielt Suggestion vor allem im Hinblick auf die Veränderung von Gedächtnisinhalten und die Induktion von Pseudoerinnerungen eine Rolle. Es existiert ein weites Forschungsfeld zur suggestiven Beeinflussung von Aussagen und Befragungstechniken, die gedächtnisverfälschende Suggestionen möglichst vermeiden sollen. Psychotherapeuten, die mit Hypnose arbeiten, sind ebenfalls Suggestionsexperten. Während die Aussagepsychologie sich vorwiegend mit der aussageverzerrenden Wirkung von Suggestionen beschäftigt, steht im psychotherapeutischen Kontext die nützliche Wirkung von Suggestionen für die Entwicklung des Klienten im Fokus, schädliche Suggestionen gilt es zu erkennen und zu vermeiden. Fallbeispiele, Methoden und Forschungsergebnisse, die für die Glaubhaftigkeitsbegutachtung unmittelbar relevant sind, können dazu dienen, die Kraft der Suggestionen im therapeutischen Kontext aus einem anderen Blickwinkel zu reflektieren.

In der Vergangenheit haben sich insbesondere an der suggestiven Kraft des Traumabegriffs viele Diskussionen zwischen den beiden unterschiedlichen Kontexten der Psychotherapie und der Glaubhaftigkeitsbegutachtung entzündet. An der aussagepsychologischen Methodik wird kritisiert, dass sie traumatisierten Opfern nicht gerecht werde. Bisherige Ideen zur Integration klinisch-psychologischer Methodik in die Glaubhaftigkeitsbegutachtung wurden aus aussagepsychologischer Sicht häufig kritisiert und verworfen, weil sie auf einem falschen Verständnis der aussagepsychologischen Methodik basierten (siehe z. B. Volbert, Schemmel & Tamm, 2019). Was kann man aus hypnotherapeutischer Sicht tun, um Zeugen bei der Begutachtung besser gerecht zu werden?

In der hypnotherapeutischen Literatur wird auf die Möglichkeit, durch Hypnose Pseudo-Erinnerungen hervorzurufen, und die grundsätzliche Konstruktivität der hypnotischen Altersregression hingewiesen (siehe z. B. Revenstorf & Peter, 2015 bzw. Peter, 2015). Doch was bedeutet dieses Wissen konkret für die therapeutische Praxis? Der Workshop ist eine Einladung dazu, hilfreiche Veränderungen zu beobachten, die möglicherweise entstehen, wenn wir zunächst einfach mal so tun, als könnten Aussagepsychologen und Psychotherapeuten viel voneinander lernen.

Inhalte:
Reflexion von vermeintlich Selbstverständlichem im eigenen Arbeitskontext durch Einnehmen einer anderen Perspektive; vertiefte Einblicke in die Arbeit im gerichtlichen Kontext; ressourcenorientierter Blick auf die möglicherweise divergierenden Ansichten von Gutachtern und Psychotherapeuten; Ableitungen für die psychotherapeutische und die gutachterliche Praxis (z. B. Anregungen zu Befragungstechniken und zum Umgang mit klinischen Hypothesen; Verbesserung der Fähigkeiten sich aus dem Sog von Suggestionen zu lösen und eine Metaposition einzunehmen)

Didaktik:
Theoretische Einführung; Fallbeispiele aus gutachterlicher Praxis; Übungen; Diskussion

Zielgruppe:
Alle, die in psychotherapeutischen Praxen, psychiatrischen Kliniken oder Beratungsstellen arbeiten sowie forensische Gutachter, die einen noch bewussteren Umgang mit Suggestionen anstreben.

Literatur:
Peter, B. (2015) Altersregression. In D. Revenstorf u. B. Peter (Hrsg.) Hypnose in Psychotherapie, Psychosomatik und Medizin, S. 285-296. Heidelberg: Springer.
Revenstorf, D. & Peter, B. (2015) Kontraindikationen, Bühnenhypnose und Willenlosigkeit. In D. Revenstorf u. B. Peter (Hrsg.) Hypnose in Psychotherapie, Psychosomatik und Medizin, S. 125-151. Heidelberg: Springer.
Volbert, R., Schemmel, J. & Tamm, A. (2019) Die aussagepsychologische Begutachtung: Eine verengte Perspektive? Forensische Psychiatrie, Psychologie, Kriminologie, 13, 108-124.

 

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